Die Vojta-Therapie ist eine ganzheitliche Behandlungs-methode, die auf angeborenen Bewegungsprogrammen beruht. Sie beinhaltet die idea1en Bewegungsabläufe der moto-rischen Ontogenese, die, wenn von außen ausgelöst, zyklisch, unbewusst und automatisch "reflektorisch" ablaufen.

Die Ganzkörpermuster sind das "Reflexkriechen" und "Reflexumdrehen". Die Bewegungssequenz des Reflexumdrehens hat Analogien im spontanen Drehen eines gesunden 6-monate alten Säuglings.

Das Kriechmuster (REPLEXKRIECHEN) greift zurück auf den entwicklungsgeschichtlichen alten Kreuzgang, wie er sich u.a. bei Salamandern findet. Beide Ganzkörpermuster enthalten damit die Grundkoordination, auf denen sich alles höhere Bewegen, die gesamte Willkürmotorik aufbaut.

Die Ganzkörpermuster werden vom Therapeuten in speziellen Ausgangsstellungen durch Druckreize in Auslösezonen abgerufen. Das gesamte Nervensystem ist daran von seiner niedrigsten bis zur höchsten Schaltungsebene beteiligt, d.h. vom spinalen Niveau bis zu den höheren, subkortikalen und kortikalen Bereichen. Die Muskulatur wird in einer vorher bestimmten Koordination aktiviert, wenn von unterschiedlichen Stellen ausgehend sich die Spannung über den ganzen Körper ausbreitet. Die Muster haben eine Fortbewegungstendenz, die aber aus therapeutischen Gründen nicht zugelassen wird. Die angelegten Muster werden systematisch und wiederholt abgerufen mit dem Ziel, sie in ihrer Ganzheit bzw. ihren Teilmustern erneut einzuprägen (Bahnung).

Wirkung:

Die Vojta-Therapie beeinflusst das vegetative, sensible und motorische Nervensystem und kann damit erzielen:

  • eine verbesserte Einstellung der WS und des Kopfes,
  • ein annähernd physiologisch aufgerichteter Rumpf ist ein guter Haltungshintergrund, d.h. die Basis unserer Haltung und Bewegung. So wir unseren Rumpf tragen, so setzen wir auch unsere Extremitäten ein
  • eine annähernd physiologische Einstellung, Zentrierung aller Gelenke, zuvorderst der Schlüsselgelenke.
  • Verbesserung der Muskelfunktionsdifferenzierung und syner-getischen Muskelkoordination. Daraus ergeben sich ökonomische Muskelarbeit und Muskelkraftzuwachs.
  • Umstellung und Vertiefung der Atmung (Zwerchfellanregung)
  • Normalisierung des Kreislaufsystems (Puls- und Blutdruck-regulierung)
  • Anregung des Gastrointestinaltraktes und des harnbildenden Systems
  • Verbesserung der Trophik u. Förderung der Wahrnehmungs-fähigkeiten.

 

Anwendung:

  • Neurologie:
    bei erworbenen, zentralen Paresen, Hirntraumata, MS, Parkinson, Torticollis, Ataxie, Koordinationsstörungen und Schädigungen des peripheren NS
  • Pädiatrie:
    bei zentralen Koordinationsstörungen im Säuglingsalter, Asymmetrien, Haltungsstörungen, Schiefhals, Hüftdysplasmen, Fußdeformitäten, M. Down, Spina bifida, Hydrocephalus, bei Frühgeborenen, Sprachstörungen, Mukovisciose und bei infantilen Cerebralparesen
  • Orthopädie / Chirurgie:
    bei allen Funktionsstörungen und Traumata und Schmerzsyndromen der WS, der Schlüssel- und peripheren Gelenke, insbesondere bei degenerativen WS-Syndromen, Skoliosen, Kyphosen, Haltungsdefiziten, Osteoporose, auch bei Frakturen, Weichteilverletzungen, M. Sudeck.
  • Innere Medizin:
    zur Beeinflussung der o. g. Körperfunktionen im Sinne der Wirkung.
  • Als Basistherapie bei Patienten aller Altersgruppen, vor allem hat sie einen hohen Stellenwert in der Säuglingsbehandlung und bietet eine große Chance als Frühtherapie, bevor sich abnormale Haltungs- und Bewegungsmuster als Ersatzstruktur fixieren und zur Pathologie werden. In dieser Zeit wirkt sich die Vojta-Therapie prägend auf Gehirn und damit in idealer Weise auf das entstehende Körperschema aus.

Behandlung:

Sie wird durch Auswahl verschiedener Ausgangsstellungen und durch Kombination und Variation der Auslösezonen dem Behandlungsziel und den Möglichkeiten des Patienten angepaßt (individueller Aufbau). Auch nach der Behandlung bleibt das Programm eine Zeitlang aktiv. Dadurch kann erreicht werden, daß der Patient den ganzen Tag verbesserte Haltungs- und Bewegungsmöglichkeiten hat und diese auch auf die Dauer in seine Spontanmotorik einsetzt.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie im Säuglingsalter ist ein frühzeitiger Therapiebeginn und die Bereitschaft der Eltern, mit dem Kind 3-4 mal täglich 10-20 Minuten zu arbeiten. Dazu erfolgt eine entsprechende Anleitung. Bei älteren Kindern und Jugendlichen wird die Therapie gemäß dem Behandlungsziel verändert.

Die Patienten sind aufgefordert, die Behandlung wachsam zu begleiten, den Reizdruck und die Atmung bewusst wahrzunehmen. Tägliche Eigenarbeit ist erforderlich. Sie kann u.a. bestehen im Einnehmen der Positionen mit Hinlenken auf die Auslösezonen.